Rudi Brüssow ist auch mit 90 Jahren noch jeden Tag aktiv

Es gibt Menschen, die sagen über Zeitläufte und Schicksal hinweg jeden Tag wieder neu „Ja“ zum Leben und schöpfen ihre Gestaltungsmöglichkeiten bis ins hohe Alter mit Freude aus.

Solch ein Mensch ist Rudi Brüssow, der jetzt 90 Jahre alt wurde und am selben Tag mit seiner Frau Irene Hochzeitstag feiern konnte. Bürgermeister Stephan Langhard und Pfarrer Uwe Rahn gratulierten, Freunde aus der Nachbarschaft Ossenkamp und Nachbarn aus dem „Papageienviertel“ sprachen Glückwünsche aus. Und dann kam sie, die Frage nach dem Verlauf dieser neun Lebensjahrzehnte.

Die nahmen ihren Ausgang in Stettin-Züllchow, wo Rudi Brüssow 1934 geboren wird. Wenige Jahre später bricht der Zweite Weltkrieg aus. Die Russen erobern Pommern, das in der Folge polnisch besiedelt wird - die dort noch lebenden Deutschen werden ausgesiedelt. Mit seiner Mutter und ein wenig Handgepäck besteigt das Kind 1946 ein amerikanisches Schiff mit dem Ziel Lübeck. Auf Lkw geht es weiter nach Norddeutschland, wo die Neuankömmlinge auf Bauernhöfe verteilt werden. An den schon 1941 in Stalingrad gefallenen Vater erinnert den Sohn nur ein Foto.

Bei Büsum besucht Rudi Brüssow die Schule, absolviert eine Malerlehre und kommt 1953 nach Schwelm, wo er eine Wohnung in der Tobienstraße bezieht. Er arbeitet bei Zassenhaus als Spritzlackierer, wechselt 1958 als Malergeselle nach Wuppertal, wird beim Deutschen Roten Kreuz Schwelm zum Rettungssanitäter ausgebildet und geht schließlich zur Stadt Ennepetal, wo er noch zum Feuerwehrmann wird.

Kennengelernt haben sich Rudi aus Pommern und Irene aus Leipzig 1955 im Schwelmer Kino. Er möchte mit Freunden die Spätvorstellung besuchen, als sie mit Freundinnen gerade das Lichtspiel verlässt. Eigentlich eine Szene wie im Film, wo ein Augenblick Lebensweichen stellt.

Die beiden heiraten 1958 und teilen viele Hobbys. Sie sind gemeinsam Ski gefahren und haben an der Rennbahn das Sportabzeichen abgelegt – er 50 Mal, sie 35 Mal. Rudi Brüssow ist auch gerne gejoggt, als man das noch Laufen nannte.

Seit 1974 ist die Nachbarschaft Ossenkamp ihm eine zweite Heimat. Die DACHO hat ihm dies Engagement mit der Ernennung zum „Schwelmer Ehrenhalber“ gedankt.

Bis heute unterstützt der Altersjubilar selbstlos Schwelmer Aktivitäten, so als Zeitnehmer beim Sportabzeichen und als ehrenamtlicher Ordner beim Citylauf und den Schwelmer Trödelmärkten. Früher war er auch aktiv als Schülerlotse und als Schöffe beim Amtsgericht Schwelm sowie beim Landgericht Hagen.

Die Brüssows sind bekannt und beliebt; die Herzlichkeit, mit der die beiden ihren Mitmenschen begegnen, kommt tausendfach zurück. Besonders glücklich sind sie über ihren Sohn Oliver, ihre „Lieblingsschwiegertochter“ und die zwei Enkel. Rudi Brüssow pflegt zudem das soziale Leben in der Runde „Die jungen Rentner“.

Freude bereitet ihm und seiner Frau nach wie vor das Reisen; sie haben eine Mittelmeerfahrt genossen und eine Fahrt auf einem Containerschiff. Auch Schottland, das Nordkap und viele Städtereisen haben sie bezaubert.

Beiden nimmt man das vorgerückte Alter einfach nicht ab - sie sind immer unterwegs, immer mitten im Leben, irgendwie immer jung. Herzlichen Glückwunsch!

Schwelm, den 19. Dezember 2024

Rudi und Irene Brüssow (3. u. 2. von rechts) mit Bürgermeister Stephan Langhard und Freunden aus der Nachbarschaft Ossenkamp. Foto: Stadtverwaltung Schwelm / Heike Rudolph
Serviceportal