Das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, ihren Impfstatus gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung) zu überprüfen und gegebenenfalls auffrischen zu lassen.
Anlass hierfür sind Informationen des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, dass in Abwasserproben von Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren Typ 2 nachgewiesen wurden. In Nordrhein-Westfalen gilt dies aktuell für Kläranlagen in Köln, Bonn und Düsseldorf. Außerhalb von NRW wurden die Polioviren im Rahmen eines Forschungsprojektes des Robert Koch-Instituts auch in Hamburg, München, Dresden und Mainz gefunden.
Die Polioviren sind der Auslöser der so genannten "Kinderlähmung" und werden vor allem über Schmierinfektionen (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Trotz des Nachweises im Abwasser bleibt das das Risiko, sich mit Polio zu infizieren, nach Einschätzung des NRW-Gesundheitsministeriums weiterhin äußerst gering. Dies insbesonders deshalb, weil der Großteil der Bevölkerung vollständig geimpft ist. So lag die Durchimpfungsrate bei der Schuleingangsuntersuchung in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 bei 96,1 Prozent.
"Wer vollständig gemäß den STIKO-Empfehlungen gegen Polio geimpft ist, ist bestens geschützt. Jeder sollte jetzt möglichst mit einem Blick in den Impfausweis prüfen, ob dies für sie oder ihn zutrifft", rät Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein. Bei fehlenden oder unvollständigen Impfungen sollte man das Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt suchen, um den Impfschutz gegebenenfalls aufzufrischen. Wie auch bei anderen Viren gilt: Häufiges und gründliches Händewaschen ist eine einfache, aber sehr effektive Maßnahme, um die Ansteckung durch Schmierinfektionen zu verhindern.
Als Auslöser der Polioviren im Abwasser nennt das NRW-Gesundheitsministerium die Schluckimpfung, die in einigen außereuropäischen Ländern weiterhin eingesetzt wird. Diese Impfung enthält abgeschwächte Polioviren, die mit dem Stuhl ausgeschieden und durch Schmierinfektionen weiterverbreitet werden können.
In Deutschland wird seit 1998 ausschließlich der Totimpfstoff zum Spritzen verwendet, der keine Lebendviren enthält. Wenn jedoch in einer Bevölkerung die Impfquote zu niedrig ist, können die abgeschwächten Viren der Schluckimpfung über längere Zeit zirkulieren und sich in sehr seltenen Fällen genetisch verändern, was zu Erkrankungen führen kann. Solche vom Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren (Typ 2) wurden nun erstmals durch das Abwasserfrühwarnsystem in Deutschland nachgewiesen.
Detaillierte Informationen zu den Polio-Impfempfehlungen finden Interessierte auf den Internetseiten des MAGS (https://eu-central-1.protection.sophos.com?d=mags.nrw&u=d3d3Lm1hZ3MubnJ3&i=NjU5ZDQ4MjVjMmE1NzUyYmZhZmMzODE5&t=QjFjNzRvbHp4blI3Y3NJdEFZSjZOaWx0djErNGc4N1JMOXZKamJKRlVEYz0=&h=7e3066c97749435baf23f7f8fac050ca&s=AVNPUEhUT0NFTkNSWVBUSVYCqnWCl9NEjBV0wbRCMDswwK5fmCVoEdNcqnLYmVlsFw), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (https://eu-central-1.protection.sophos.com?d=bzga.de&u=d3d3LmJ6Z2EuZGU=&i=NjU5ZDQ4MjVjMmE1NzUyYmZhZmMzODE5&t=N3dwYThJVm9qRkNMbUtxQ2ZaTS9nM0l3Z09HWjFlV2VyNCsxckt6MDE2VT0=&h=7e3066c97749435baf23f7f8fac050ca&s=AVNPUEhUT0NFTkNSWVBUSVYCqnWCl9NEjBV0wbRCMDswwK5fmCVoEdNcqnLYmVlsFw) sowie des Robert Koch-Instituts (https://eu-central-1.protection.sophos.com?d=rki.de&u=d3d3LnJraS5kZQ==&i=NjU5ZDQ4MjVjMmE1NzUyYmZhZmMzODE5&t=eVNEbmxHWXgwNS92cElBZzZ6dEYzdGZSQVllVVNOWmVZb29iWDB5Zk0rND0=&h=7e3066c97749435baf23f7f8fac050ca&s=AVNPUEhUT0NFTkNSWVBUSVYCqnWCl9NEjBV0wbRCMDswwK5fmCVoEdNcqnLYmVlsFw). Das RKI stellt im Bereich Impfungen A-Z Flussdiagramme zur Verfügung, mit denen Schritt für Schritt überprüft werden kann, ob der Impfschutz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ausreichend ist.
Stichwort Impfempfehlung
Die STIKO sieht eine Impfung von Säuglingen im Alter von 2, 4, und 11 Monaten zur Grundimmunisierung vor, bei Verwendung eines 6-fach-Kombinationsimpfstoffes sind es drei Teilimpfungen (2+1-Impfschema). Bei Verwendung eines 5-fach-Impfstoffes wird eine Grundimmunisierung mit 4 (3+1) Teilimpfungen durchgeführt im Alter von 2, 3 und 4 Monaten und eine letzte Dosis zwischen dem 11. und 13. Lebensmonat. Im Alter von 9 bis spätestens 16 Jahren wird die Impfung noch einmal aufgefrischt, meist in Kombination mit Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten.
Darüber hinaus wird eine routinemäßige Auffrischung für Erwachsene in Deutschland nicht empfohlen. Bei Reisen in bestimmte Regionen oder auch bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten mit weiterbestehendem Risiko wird gegebenenfalls eine Auffrischung empfohlen.
(Eine Pressemitteilung der EN-Kreisverwaltung)
Schwelm, den 11. Dezember 2024