Seit über 30 Jahren besteht ein intensiver Austausch zwischen dem Märkischen Gymnasium Schwelm und dem Lycée Bourg-Chevreau aus Segré.
In diesem Jahr kamen 20 Französinnen und Franzosen nach Schwelm, die wie immer herzlich in ihren Gastfamilien betreut wurden. Die Schülerinnen und Schüler nahmen u.a. am planmäßigen Unterricht des Gymnasiums teil und besuchten die Grundschule Engelbertstraße. Im Rahmen ihrer Projektarbeit zum Thema Erinnerung führte der obligatorische Gang durch Schwelm auch zu den von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums zusammen mit dem Bürgermeister und der AG Lokalgeschichte/Stolpersteine im Mai in der Bahnhofstraße verlegten Stolpersteinen.
Im benachbarten Wuppertal erkundeten die am Programm beteiligten Schülerinnen und Schüler die Industriegeschichte und -kultur mit einem Besuch im Bandwebermuseum und dem neu gegründeten Schwebodrom. Außerdem nahmen sie an einem 360 Grad-Konzerterlebnis mit dem Sinfonieorchester Wuppertal in der Historischen Stadthalle teil. Im Rahmen einer Abschlussfete im Gymnasium wurden die Ergebnisse der gemeinsamen Projektarbeit präsentiert.
Zum Programm gehört auch stets ein Empfang im Schwelmer Rathaus, wo Bürgermeister Stephan Langhard die deutsch-französische Schülerinnen- und Schüler-Delegation mit ihrer Lehrerin Katrin Gironda und dem französischen Kollegen Xavier Sanguin herzlich willkommen hieß.
„Ich empfinde es als großes Glück, dass ein Besuch wie dieser heute so selbstverständlich ist“, so das Stadtoberhaupt. „Doch der Weg dahin war weit und steinig. Wir verdanken es der Weitsicht des französischen Präsidenten Charles de Gaulle und des deutschen Kanzlers Konrad Adenauer. Sie unterzeichneten am 22. Januar 1963 den Élysée-Vertrag - ein historisches Abkommen, das einen neuen Abschnitt in den Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg markierte. Zwei Nationen, die über Jahrhunderte hinweg verfeindet waren, versöhnten sich.“
Im gelebten Miteinander des Schulaustausches „sehe ich unser aller Zukunft. Das europäische Haus hat viele Wohnungen, ich meine damit unsere unterschiedlichen Nationen. Doch nur zusammen sind wir eine Familie auf diesem Kontinent. Wenn wir freundschaftlich, verständnisvoll und nachbarschaftlich zusammenleben, geben wir auch anderen ein Beispiel und stützen die Demokratie, die unsere Lebensgrundlage ist“.
An die jungen Gäste appellierte er: „Bitte arbeiten Sie mit in Ihrem Leben am gemeinsamen Europa mit seinen vielen Sprachen, Kulturen und Werten. Ich bin davon überzeugt, dass Sie sehr viel Gutes bewirken werden!“
Der Blick zurück, gerade auch in die deutsche Geschichte, helfe, um die Bedeutung der Aufgabe zu verstehen. So berührt Schwelms Bürgermeister das Interesse an den in Schwelm verlegten Stolpersteinen sehr. Denn man unternimmt in Schwelm sehr viel, um an frühere jüdische Schwelmer Bürger zu erinnern. Stephan Langhard: „Wir bekommen verstärkt Besuch von Nachfahren jüdischer Bürger, die bei uns nach den Wurzeln ihrer Familien suchen und wir arbeiten mit aller Kraft gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus an“.
Schwelm, den 12. Januar 2024