Danke, dass Sie Ihr Versprechen eingelöst haben!“ Mit diesem Satz eines Bürgers vom Oberloh endete jetzt die offene Sprechstunde von Bürgermeister Stephan Langhard, die dem Thema „Flüchtlingsunterkunft am Oberloh“ gewidmet war.
Ein halbes Jahr nach dem Bezug der Einrichtung machte Stephan Langhard seine Zusage wahr, sich – gemeinsam mit Kollegen aus dem städtischen Sozialbereich - mit den Anwohnerinnen und Anwohnern über das neue nachbarliche Zusammenleben auszutauschen.
Er hatte das Versprechen abgegeben, nachdem sich beim Vor-Ort-Termin im letzten Spätsommer viele Anwohner übergangen gefühlt hatten, weil die Stadt die Unterkunft über ihre Köpfe hinweg beschlossen hatte. „Den Schuh müssen wir uns anziehen, es war schlecht kommuniziert“, hatte das Stadtoberhaupt schon damals eingeräumt und steht auch heute noch dazu.
Umso wichtiger war es Stephan Langhard und dem Sozialbereich, mit den Anwohnern im Gespräch zu bleiben und mit ihnen die bis heute gewonnenen Erfahrungen auszutauschen.
Zur aktuellen Sprechstunde im Veranstaltungsraum des Kulturhauses in der Römerstraße waren knapp 30 Bürgerinnen und Bürger erschienen. Die Stadt hatte zuvor 120 Anschreiben an die unmittelbaren Anwohnerinnen und Anwohner der Unterkunft am Oberloh versandt und auch über die Medien eingeladen.
Um das Ergebnis der aktuellen Sprechstunde vorwegzunehmen: Es läuft in der kleinteiligen Einrichtung – es handelt sich um die ehemalige evangelische Kindertagesstätte Sternenzelt - reibungslos und so verlief die Sprechstunde in offener und guter Atmosphäre.
Zunächst erläuterte Fachbereichsleiter Peter Buchholz, dass die Einrichtung ausschließlich für Familien bzw. alleinreisende Frauen gedacht sei und der Erstbezug im Februar 2024 erfolgte. „Derzeit“, so Peter Buchholz, „leben dort eine neunköpfige Familie aus Afghanistan und eine sechsköpfige Familie aus Syrien“. Die Kinder würden Schwelmer Schulen bzw. Kindertagesstätten besuchen. Die Familien seien dankbar, in Deutschland Schutz gefunden zu haben und Bildung genießen dürfen. Zum Lebensplan gehöre für sie selbst auch feste Arbeit, doch lasse sich nicht alles auf einen Schlag realisieren.
Sie seien an eine Hilfsstruktur mit Evangelischer Kirchengemeinde, AtelierSieben e.V. u.a. angebunden, was gerade beim Start sehr geholfen habe.
Es gab bis heute keine Auffälligkeiten, keine polizeilichen Meldungen und keine negativen Anmerkungen durch den Sozialdienst. Im Haus findet eine Sprechstunde mit dem Sozialdienst statt und wenn die Bewohner etwas auf dem Herzen haben, dann melden sie sich auch von sich aus.
Gefragt wurde nun in der Sprechstunde u.a. nach der Zahl der Menschen, die im Sternenzelt aufgenommen werden können (20 Personen plus höchstens drei bis vier weitere) und nach den Kosten. Da die Evangelische Kirchengemeinde das Gebäude mietfrei zur Verfügung stellt, fallen lediglich Verbrauchskosten an.
Mit Sympathie berichteten Anwohner von Begegnungen, zumal mit den Kindern. „Es ist schön, dass man wieder Kinder draußen spielen sieht“, so eine Nachbarin. Und man regt an, den Garten der Einrichtung für die Kinder besser herzurichten, damit sie mehr Spielfläche zur Verfügung hätten. Gern, so Peter Buchholz, würden die Bewohner dabei auch selber Hand anlegen, was aber aus versicherungstechnischen Gründen nur unter Anleitung der Abteilung Stadtgrün geschehen könnte.
Und noch zwei Anregungen der Anwohner: Es wäre schön, wenn die Kinder, die gerne mit dem Fahrrad fahren, ein Rad hätten, dass größenmäßig besser auf sie abgestimmt wäre. Außerdem müsste die Beleuchtung im Eingangsbereich verbessert werden.
Auf Anfrage erläuterte Sozialamtsleiterin Sabine Stippel-Fluit, dass derzeit 120 geflüchtete Menschen in Schwelm leben würden, die meisten von ihnen in Wohnungen.
„Das ist die beste Lösung, weil dann die Integration schneller vonstattengeht“, betonte der Bürgermeister. „Wir haben in Schwelm damit sehr gute Ergebnisse erzielt und würden diesen Weg gerne weitergehen, wenn uns passender Wohnraum gemeldet werden würde. Wobei kleinere Familien schneller in Wohnungen unterkommen!“
Die Äußerungen der Anwohner über ihre neuen Nachbarn waren durchweg positiv und von Wertschätzung getragen. „Ich gehörte zu den stärksten Kritikern der Einrichtung“, so einer der Anwohner, „weil ich mich über die Art geärgert hatte, uns vorab nicht einzubeziehen. Aber jetzt sage ich: Alles ist fein, ist positiv!“
„Es gibt keine Probleme, im Gegenteil. Wir wohnen gegenüber, alles ist reibungslos“, bekräftigte eine weitere Nachbarin.
„Wenden Sie sich an uns, wenn Sie Gesprächsbedarf haben“, bat Schwelms 2. Beigeordneter Marcus Kauke die Anwesenden. Der direkte Draht bezieht sich auch auf den Bürgermeister, denn, so Stephan Langhard: „Sprechen Sie mich an, ich bin für Sie da!“
Schwelm, den 2. Oktober 2024